Skulpturen


Die Ptolemäus-Basis an der Echohalle

Das Gelände der Altis war über und über mit Skulpturen und Weihegeschenke übersät. Dabei standen viele Skulpturen direkt auf dem Boden. Entgegen unserer heutigen Vorstellungen, waren die Steinskulpturen reich bemalt. Dem damaligen Besucher dürfte sich ein quietschbuntes Bild dargeboten haben. Die Forschungen über die Farbigkeit der Skulpturen und der Bauten, auch als Polychromie bezeichnet, fristete lange Zeit ein Dornröschenschlaf. Erst in den letzten Jahren befaßt man sich wieder verstärkt mit diesem Thema. In der Münchner Glyptothek wurde in den 1990er Jahren eine interessante Ausstellung der Polychromie gewidmet.

Man muß unter mehrere Skulpturen unterscheiden. So wurden sowohl Götterbilder aufgestellt, wie auch Siegerstatuen und geschichtliche oder mythische Szenen, sogenannte Anathemen. Auch wurden viele Dreifußkessel aufgestellt, die damals als kultisches Symbol galten. Dreifußkessel gab es in allen Größen, bis zu drei Meter groß und sie waren oft reich verziert. Die Symbolik der Dreifußkessel lag im heimischen Herd. Dort wurden oft Kessel auf einem Dreifußgestell über das Feuer gestellt. Über die Aufstellungsorte befand die Heiligtumsverwaltung von Olympia. Die Sieger der Festspiele, vor allem deren Herkunftsstädte, wollten sich natürlich mit einer Siegerstatue darstellen. Die Statuen wurden vorerst meist in Werkstätten auf dem Gelände aus Marmor hergestellt und entsprachen dem immer gleichen, schlichten Kanon. Dementsprechend dürften sie sich extrem geglichen haben. Der Kanon wurde von der Heiligtumsverwaltung vorgegeben, um die Statuen nicht allzu überheblich wirken zu lassen. Hatte der Sieger mehr Geld oder seine Herkunftsstadt spendete entsprechend Geld, wurde von entsprechenden Künstlern aufwendige Bronzestatuen hergestellt, die dann die zuerst aufgestellte Marmorstatue ersetzten. Bronzestatuen waren damals weit mehr wert als Marmorstatuen, egal um was für Darstellungen es sich handelte. Ersetzte Marmorstatuen wurden oft zur Reparatur von Mauern oder der Verfüllung von Fundamenten verwendet, womit einige Fragmente gefunden wurden. Bronzestatuen wurden hingegen recht wenige gefunden, das waren sozusagen die, die nach Schließung des Heiligtums von Metallsammlern übersehen wurden, denn Metalle waren in der Antike und im Frühmittelalter begehrt. Sportler bevorzugten die Nähe des Pelopion für ihre Skulpturen, aber auch andere Plätze waren begehrt, wie die Nähe zum Zeusaltar oder Zeustempel. Neben den Skulpturen wurde den Göttern auch alles mögliche aus dem eigenen Besitz geschenkt, mit der Bitte um Hilfe oder nach einem Ereignis wurde damit den Göttern gedankt. So war die Altis auch über und über mit kleineren Skulpturen, oft nur Handgroß, wie auch Gefäße mit Opfergaben für die Götter übersät.

Neben den vielen einzelnen Skulpturen gab es auch Reiterstandbilder, wie auch Pferdegespanne, da das Wagenrennen ein wichtiger Bestandteil der Spiele war. Daneben gab es auch ganze Skulpturengruppen auf breiten Basen, die bestimmte Szenen der Mythologie oder der Geschichte darstellten, die Anathemen. Die meisten Skulpturen waren Weihegeschenke, die von allerlei Stiftern gestiftet wurden, während der andere Teil besagte Siegerskulpturen waren. Über diese Skulpturen läßt sich heute natürlich recht wenig aussagen. Man hat einige Skulpturen ausgegraben, aber diese lassen sich nur selten einem genauen Standort zuweisen. In meiner Darstellung sind die Statuen also nur Platzhalter und nicht allzu ernst zu nehmen. Allerdings wurden viele Basen gefunden, die noch an ihrem ursprünglichen Standort standen, womit zumindest die Standorte der größeren Skulpturen belegt sind, wenn auch nicht alle. Mit den Beschreibungen des Pausanias und den vorgefundenen Basen, lassen sich einige der Skulpturenstandorte rekonstruieren, aber leider nicht die Skulpturen selbst.

Im Schatten der Tempel und um das Pelopion herum waren jede Menge Weihegeschenke und Siegerstatuen. Die Siegerstatuen durften dabei nicht größer als normale Männer sein und entsprachen dem immer gleichen Kanon. Hier sind wir an der Südfront des Heraion mit Pelopion links hinter den schattigen Bäumen und Philippeion im Hintergrund.

Ein großes Thema waren Siegesanatheme, die natürlich von den siegreichen Städten aus dem Zehnten der Kriegsbeute gestiftet wurden. Darunter gab auch mehrere größere Zeusstatuen. Die größte war eine rund 8m hohe bronzene Zeusstatue, rechts am Zeustempel (von vorn gesehen). Diese wurde von den Eleern gestiftet, nachdem sie durch den Abzug der Arkader die Kontrolle über Olympia wiedergewonnen hatten. Ein 4,50 m großer Zeus wurde von den an der Schlacht von Plataiai teilnehmenden Städten gestiftet, der sich südöstlich des Zeustempels stand. An diesem Weihegeschenk beteiligte sich sogar Athen. Ein 3,50 m großer Zeus, den Sparta stiftete, stand auf einer Rundbasis wohl auch irgendwo vor der Ostfront des Zeustempels. Ein weiteres Weihegeschenk war das der Phliasier (eine Stadt im Nordosten der Peloponnes). Dieses bestand aus Zeus und Asopos mit ihren zahlreichen Töchtern. Eines der erstanlichsten war der 9 m hohe Dreickspfeiler mit der Nike des Paionios. Sie wurde nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen von den Messenier und Naupaktier gestiftet. Sie war allerdings auch ein politischer Affront gegen die Stifter der Giebelfigur des Zeustempels, die auf fast gleicher Höhe schwebte. Interessant ist eine halbrunde Basis vor der Südmauer der Altis, an der heiligen Straße. Dieses Anathem bestand aus einem wahrscheinlich thronenden Zeus in der Mitte, jeweils links und rechts ihn anflehenden Frauen und weitere homerische Helden. Insgesamt bestand das Anathemen der Apolloniaten aus 13 bronzenen Figuren. Ein weiteres schönes Anathem war vor der Ostfront des Zeustempels. Dieses war auf einer halbrunden Basis und stellte die Helden Achaias dar. Vor ihnen stand auf einer gesonderten Rundbasis Nestor, der aus einem Helm heraus die Lose zog um zu bestimmen, wer gegen Hektor kämpfen sollte. Es ist allerdings nicht sicher, ob diese ein Siegesanathem war.

Aber auch aus sonstigen Anläßen wurden figürliche Weihegeschenke gestiftet, sei es aus Dank für politischen oder wirtschaftlichen Erfolg oder überlebten Katastrophen. Nördlich des Zeustempels stand eine 12 m lange Basis mit 12 Figuren, die Mikythos stiftete, ein Freund des Anaxylos, Tyrann von Rhegion. Damit dankte er wohl Zeus für seine Gunst. Südlich vom Philippeion stand eine Gruppe, die von Phormis aus Mainalon, ein Feldherr, der unter den Tyrannen Gelon und Hieron gedient hatte, gestiftet wurde. Diese bestand aus zwei kämpfenden Gruppen in der Mitte und seitlich je ein Pferd mit seinem Knappen. Vielfigürlich war auch das Weihegeschenk des Praxiteles aus Mantineia, das südöstlich des Zeustempels stand. Dieses wurde von vier Künstlern gefertigt, Athanodoros, Asopodoros, Atotos und Argeiades. Der Anlaß unbekannt ist hingegen die Aufstellung einer Figur eines lebensgroßen Stieres aus Bronze, weit vor der Ostfront des Zeustempels, den Philesios schuf und von den Eretriern auf Euböa gestiftet wurde. Die größte Skulpturenbasis war die Ptolemaiosbasis, eines der reichsten Stifter Olympias. Das Denkmal bestand aus einer langen Basis mit je einer ionischen Säule an beiden Enden und den Skulpturen des Ptolemaios und seiner Frau Arsinoe auf den zwei Säulen. In der Mitte der Basis war ein runder Ausschnitt mit einer Sitzbank. Diese lud Spaziergänger zu einer Rast und, durch ihre runde Form, auch zur Kommunikation der Rastenden ein.

All diesen Skulpturen war gemeinsam, daß sie oft aus Bronze bestanden, als der edlere Werkstoff und auf hohen Basen standen. Auf jeder Base satnd die Weiheformel und auch wer das Werk schuf und wer der Stifter war. Den Siegerfiguren der Athleten fehlte der Weihespruch, da diese Statuen zu Ehren der Menschen aufgestellt wurden, die anderen Statuen hingegen zu Ehren der Götter. Siegerstatuen waren meist auch maximal mannshoch oder kleiner, während den Göttern geweihte Bildnisse durchaus größer sein konnten. Eine Ausnahme waren die Pferdegespanne. Da der Sieg an den Besitzer ging und nicht an den Wagenlenker, diese aber nicht von den Besitzern selbst gelenkt wurden und somit nicht vom Besitzer beeinflußt werden konnte, hielt man einen Sieg für die Gunst der Götter und sie waren somit den Göttern geweiht und durften auch auf höheren Sockeln stehen.

Eines der großen Themen waren auch Waffen und Rüstungen. Nach jeder Schlacht war es Brauch den Zehnten der Beute an die Götter zu stiften. Vor allem Zeus wurde die Beute gestiftet und so kam es, daß die Gegend um den Zeustempel über und über mit Waffen und Rüstungen zugestellt war. Nachschub gab es bei den vielen Auseinandersetzungen regelmäßig und ausreichend. Hin und wieder mußte die Heiligtumsverwaltung den Plunder wegräumen. Sehr gerne wurden damit alte Brunnen verfüllt, womit die Ausgräber eine Fülle an gut erhaltenen Waffen und Rüstungen aus aller Herren Länder gefunden haben, gegen die Griechen zu Felde zogen, die heute im Museum von Olympia besichtigt werden können.

Wenn man sich vorstellt, daß Olympia von Menschen nahezu aller griechischen Gegenden besucht wurde und diese die verlorenen Gegenstände zur Schau gestellt sahen und womöglich auch Anathemen ihrer Erniedrigung sahen, so muß man sich fragen, was sie dabei empfunden haben. Jede Region hatte ihre bevorzugten Heiligtümer für diese Stiftungen. Olympia war der bevorzugte Ort vor allem für die peloponesischen Staaten und natürlich Sparta.

Jetzt werden Sie sich natürlich fragen, ob bei dieser Fülle an Statuen nicht welche einfach mitgenommen wurden. Es war absolut tabu aus einem Heiligtum irgend etwas mitzunehmen. Was in ein Heiligtum gebracht wurde, gehörte den Göttern und normalerweise wagte es keiner sich an deren Besitz zu vergreifen. Trotzdem kam es immer wieder zu touristenüblichen Beschädigungen, vor allem am großen Zeusbild und sonstigen Weihegeschenken, sodaß ständige Reparaturen notwendig waren. Dieses Phänomen gibt es also nicht nur heute, sondern gab es auch damals schon.






Text und Bilder: Copyright by Alice Fedrizzi, webmaster@alices-world.de
Die Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung erlaubt.