Das Heraion von Osten gesehen. Die zwei jungen Griechen geben einen Größenvergleich. An der Südfront sieht man die Siegerdenkmäler, die einem strengen Kanon entsprechen mußten und so meist recht ähnlich aussahen. |
Das Heraion war der älteste der vorhandenen Tempel in Olympia. Man ging bisher immer davon aus, daß es der Hera geweiht war. Zumindest überliefert Pausanias dieses. Inzwischen werden Stimmen laut, daß dieser durchaus ursprünglich hätte dem Zeus geweiht sein können und erst nach Fertigstellung des eigenen Tempels dieser allein der Hera überlassen worden war. Allerdings stand darin ein Kultbildnis, das sowohl Zeus, wie auch Hera darstellte. Es kann also ebenso sein, daß dieser beiden geweiht war, was auch nicht so ungewöhnlich war. Der Tempel stand gute 1000 Jahre, als er durch ein Dekret des Kaisers von Konstantinopel niegergeworfen wurde. In den letzten Jahrhunderten war er eher ein kultisches Museum, da man alle Bildnisse in diesen verbrachte, die sonst keine geschützte Heimstätte auf der Altis fanden. Pausanias beschreibt ein kunterbuntes Sammelsurium von Kunstgegenständen, die sich im Tempel befanden, als er die Stätte besuchte.
Wie gesagt, das Heraion war der älteste der Tempel innerhalb der Altis. Der Bau geht bis zum Anfang des 6. Jahrhunderts zurück. Die Wände bestanden aus Lehmziegeln, die Säulen ursprünglich aus Holz, ebenso auch das Gebälk. Das Heraion ist ein gutes Beispiel für den Übergang vom Holztempel zum Steintempel, der sich in der Zeit des Baues des Heraion vollzog. Die Holzsäulen wurden nach und nach durch Steinsäulen ersetzt. Da jede Zeit ihre eigene Formensprache hatte, wurden auch die Säulen in der zur Zeit deren Fertigung üblichen Art gestaltet. Somit verfügte das Heraion über ein Sammelsurium der verschiedensten Säulen. Im Modell habe ich es vereinfacht und nur wenige Säulenarten verwendet. Pausanias hat bei seinem Besuch selbst noch eine Säule aus Holz gesehen, die als Kuriosum behandelt wurde. Bedingt durch die Lehmwände waren die Anten der Cella mit Holzbohlen verstärkt. Ob diese ebenfalls mit Ornamenten bemalt waren oder wie diese sonst gestaltet waren, läßt sich heute ebenfalls nicht mehr sagen.
Das Heraion von Südwesten, links ist noch das Philippeion zu sehen und rechts ein Siegerdenkmal mit Vierergespann. |
Das Gebälk war ebenso aus Holz, mit einem lakonischen Tondach darüber. Zwischen den Triglyphen waren höchstwahrscheinlich farbige Metopen, aus Holz oder Ton. vielleicht waren sie auch aus Holz mit Kupferauflage. Leider sind keinerlei Spuren des Gebälks mehr vorhanden, da sich das Holz nicht lange hält. Allein das Nichtvorhandsein des zugehörigen Gebälks ist für den Archeologen ein sicheres Indiz dafür, daß noch ein Gebälk aus Holz verwendet wurde. Ob der Architrav selbst auch bemalt war, ob er aus rauhem Holz bestand oder dieser zum Schutz geschlämt war, läßt sich heute nicht mehr sagen. Da können wir nur spekulieren und auf Hinweise hoffen. Sicherlich war das Holz des Architrav nicht blank und schutzlos gewesen.
Mann kann davon ausgehen, daß das Giebelfeld ein Giebelfries schmückte. Bestimmt war es noch nicht so ausgefeilt, wie die späteren Giebelfriese, die heute teils in Museen zu bewundern sind. Auf dem First, über dem Giebel, stand ein Scheibenakroter. Dieses große Akroter, mit runde 2,30m Durchmesser, war auch ein Meisterstück der Tonbrennkunst.
Aus der Luft über dem Zeustempel aus gesehen. Davor das Pelopion, links oben ist gerade noch das Prytaneion zu sehen und rechts oben die ersten Schatzhäuser. Davor kann man die üblichen Siegerstatuen und Weihegeschenke sehen. |
Eine Nahaufnahme des Heraion, mit den Metopen zwischen den Triglyphen. Man sieht auch gut die verschiedenen Kapitelle der Säulen. |
Die Farbgebung des Gebäudes ist somit auch nicht wirklich belegt. Man kann also nur auf Erfahrungen mit anderen Fundorten zurück greifen. Damit war das Tympanon (das Giebeldreieck) im 6.Jhd. meist in einem roten Ton bemalt. Die Giebelfiguren waren durchaus auch farbig bemalt. Die Triglyphen dürften in einem dunklen Ton gehalten sein, also entweder ein dunkles blau oder schwarz. Die Taenia (das dünne Band rund um das Gebälk) war rot. Die Wände der Cella waren sicherlich verputzt und gefärbt. Die Bohlen der Anten waren sicherlich auch reich bemalt und mit Verzierungen geschmückt. Schade, daß nichts davon übrig geblieben ist. Sie merken sicherlich, das hier viele Wahrscheinlich, Vermutlich und Sicherlich verwendet werden, aber das werden Sie in der Archeologie, bzw. Baugeschichte öffters zu hören bekommen. Gerade was Holz- und Lehmbauten angeht, sind über die Jahrtausende meist nicht genug Reste übrig, um wirklich gesicherte Aussagen treffen zu können.
Die Giebelfiguren werde ich dem Modell noch hinzufügen, damit es das Bild vervollständigt
Text und Bilder: Copyright by Alice Fedrizzi, webmaster@alices-world.de
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