Links das Schatzhaus von Sikyon, dann das Schatzhaus II, Syrakus, Epidamnos und Byzanz. Rechts sieht man noch das Metroon |
Nun kommen wir zu einem langen Kapitel.
Die Schatzhausterrasse ist der nördliche Abschluß der Altis und ist eine natürliche Terrasse des Kronoshügels. Diese hatte im Süden einen steilen Hang, der erst im 4.Jhd. v.u.Z. mit einer Stufenmauer zur Altis hin abgestützt wurde. In der östlichen Hälfte gehen die Stufen in einer senkrechten Wand über, die in den Stadioneingang überleitet. Die Stufen wurden bei Kultveranstaltungen gerne als Tribüne genutzt. Gegen den Kronos-Hügel war hingegen schon länger eine Stützmauer vorhanden. Schon früh wurden hier die Schatzhäuser gebaut. Die frühesten dürften die drei Naiskos im Westen der Schatzhausterrasse sein. Südlich des dritten Naiskos war noch ein Altar, vermutlich des Herakles. Nach und nach wurden in lockerer Folge mehrere Schatzhäuser gebaut, mit viel Platz dazwischen. Später wurden die Lücken zwischen den älteren Schatzhäusern mit weiteren Schatzhäusern zugebaut, bis dann eine nahezu lückenlose Reihung entstand. Die meisten der Häuser entsprechen dem Antentyp, die ältesten und die drei größten hingegen dem Naiskostyp. Am Fuße der Schatzhausmauer standen die Zahnesbasen. Das waren Statuen von Sportlern, die wegen Betrug aus den Sportveranstaltungen ausgewiesen wurden. Zur Mahnung an die Sportler wurden diese Statuen aufgestellt, an denen die Sportler, bevor sie in das Stadion gingen, vorbeigehen mußten.
Schatzhäuser wurden zur Aufbewahrung der kostbaren Weihegeschenke gebaut. Jede Stadt, die was von sich hielt, baute im von ihr bevorzugten Heiligtum ein Schatzhaus. Oft bauten sie in mehreren heiligen Stätten Schatzhäuser. In diesem wurden dann die kostbaren Weihegeschenke aufbewahrt. Meist wurden sie einem wichtigen Ereignis wegen gebaut und den Göttern als Dank geweiht. Wir stellen uns heute unter einem Schatz viel Gold und Juwelen vor. In der Antike hatte man aber andere Wertvorstellungen und Schätze beinhalteten weit mehr als heute, da in früheren Zeiten weit mehr Dinge von Wert waren als heute. Diese Weihegeschenke konnten Statuen, wie auch kostbare Bildnisse aus Edelmetallen sein oder auch kostbarer Schmuck. Ebenso konnten zu den Weihgaben auch erbeutete Waffen gehören, wie auch kostbar gearbeitete Rüstungen hochgestellter Feldherren und deren Standarten. Vor allem Waffen und Rüstungen waren beliebte Weihegeschenke. Die erbeuteten Waffen wurden nach gewonnenen Schlachten den Göttern aus Dank, daß sie ihnen zum Sieg verholfen haben, geweiht und in den Heiligtümern ausgestellt. Diese Zurschaustellung von erbeuteten Waffen demonstrierte auch die militärische Macht der Stadt und war auch ein Wink an die Besiegten und anderer Konkurenten. Alleweil mal wurde das alte Gerümpel weggeräumt und zur Verfüllung zusammengefallener Brunnen verwendet, weswegen man auch massenweise Waffen und Rüstungen in Olympia gefunden hat. Die Weihegeschenke konnten von Besuchern besichtigt werden. Dazu waren die Türen an den Besuchstagen geöffnet und die Gebäude natürlich auch bewacht, wenn der Inhalt leicht zu entwenden war.
Östliche Schatzhausterrasse mit Stadiontor ganz links. Das große Haus im Hintergrund ist das Schatzhaus von Byzanz, dann kommt das von Sybaris und das von Kyrene. Vom Altar sieht man eine Ecke, dann kommt Das Schatzhaus von Selinunt, das von Metapont und zwischen den Säulen des Schatzhauses von Gela sieht man noch das von Megara und schließlich das Schatzhaus von Gela. |
Die Archeologen nummerierten die gefundenen Fundamente erstmal mit römischen Zahlen durch. Über die Zuordnung der Schatzhäuser zu ihren Stifterstädten war lange Zeit Pausanias die einzige Quelle. Man ordnete die Häuser nach seiner Liste zu, inzwischen ist die Zuordnung allerdings etwas geändert worden. Die Zuordnung war nicht einfach, da zu pausanias Zeit nicht mehr alle Häuser standen. Nach langer Zeit der Forschung konnten immer mehr Bauglieder bestimmten Häusern zugeordnet werden und gaben so auch immer mehr Hinweise auf deren Herkunft. Die Fundamente im Osten sind von den Archeologen mit den römischen Ziffern von I bis XII durchnummeriert worden. Die weit älteren Fundamente im Westen bekamen hingegen Buchstaben von A bis C. Dadurch wurde jedes Schatzhaus mit einer bestimmten Kennung versehen, die im Laufe der Zeit nur noch einer bestimmten Stadt zugeordnet werden mußte. Von den östlichen Schatzhäusern, waren die Häuser V, X und XII die ältesten.
Interessanterweise ist mehr von den Dächern übrig geblieben, als von den übrigen Baugliedern. Zumindest lassen sich die Reste der Dächer eher bestimmten Häusern zuweisen, als einfache Steinquader. Bei Steinquadern geben lediglich die Verbindungsarten einen Hinweis. Den Dachrändern wurde in der giechischen Architektur große Aufmerksamkeit zugeteilt. Jede Stadt hatte ihre bevorzugten Muster und Farben, womit sich einige Dächer bestimmten Städten zuordnen lassen und somit ihren Schatzhäusern. Bei den Wänden und den Säulen ist es weit schwieriger. Wenn man das Dach kennt, hat man es weit einfacher noch das Gesims zuzuordnen. Ist vieles noch unbekannt oder unsicher, können wir uns bei der Rekonstruktion nur darauf verlassen, daß man sich an die Bautradition gehalten hat, wie es in der Antike sonst üblich war. Teils wurden die Schatzhäuser aus örtlichem Material, teils aus dem Mutterland importierten Material (wenn die Stadt reich war) hergestellt. Jede Region hatte ihre Formensprache, die auch in ihren Schatzhäusern Anwendung fand. Durch diese Formensprache und schriftliche Überlieferungen kann der Archeologe die Schatzhäuser bestimmten Städten zuweisen.
Die meisten Schatzhäuser überlebten ihre Stifterstädte um Jahrhunderte. So wurde Sybaris schon 510 v.u.Z. von Kroton zerstört, Selinunt wurde von Karthago zerstört und Gela hingegen durch Söldner. Sikyon und Megara waren schon zu bedeutungslose Landstädte abgesunken, als Pausanias Olympia besuchte und Metapont war auch schon lange in Schutt und Asche gelegt. Um die Häuser hat sich somit keiner mehr gekümmert. Lediglich die Heiligtumsverwaltung sorgte für deren notwendige Reparaturen, solange die Häuser von Nutzen waren, was sie freilich nicht immer waren, da nach und nach einige abgerissen wurden.
Zwei der drei älteren Naiskos mit dem Altar des Herakles sieht man ganz links. Rechts dann das Schatzhaus von Sikyon und das unbekannte Schatzhaus II. |
Das Fundament des Naiskos im Osten erhielt die Kennung A. Von diesem ist nur ein Teil des Fundamentes übrig, das noch dazu recht tief in der Erde liegt. Zu pausanias Zeit dürfte dieser schon längst unter einer Erdschicht gelegen haben. Neuere Forschungen sprechen diesen Bau der Stadt Korinth zu, da es Anzeichen dafür gibt, daß Korinth ebenfalls ein Schatzhaus in Olympia besaß. Allerdings konnte dieses Schatzhaus keinem der westlichen Häuser zugesprochen werden, bleibt also nur eines der zwei Naiskos übrig. Nur 1,40m rechts daneben liegt das Fundament des Naiskos B, von dem auch nur ein Teil übrig ist. Dieser Teil der Terrasse hatte auch einen weicheren Untergrund, weswegen die zwei Naiskos mit der Zeit mehr und mehr versunken und somit soweit beschädigt wurden, daß sie zur Zeit Pausanias nicht mehr gestanden haben dürften. Der zweite Naiskos wurde, neuesten Forschungen nach, der Stadt Kroton zugesprochen, da man sich heute sicher ist, daß auch diese Stadt über ein Schatzhaus in Olympia verfügte. Teile der Orthostaten im Südwesten des Fundamentes wurden noch mit dem Bau des Nymphaeums abgetragen (das nicht Teil dieser Rekonstruktion ist, da es aus römischer Zeit stammte).
Wiederum rechts daneben, aber etwas zurückversetzt steht ein Naiskos C, der durchaus lange Zeit gestanden haben und den auch Pausanias vielleicht gesehen haben dürfte. Seine Zuordnung ist noch offen, bietet er doch einige interessante Details. Er war nur 3,88 x 3,95 m groß und hatte 52cm breite Wände. Der Innenraum war somit nur 3,88 x 3,95 m groß, der eine im Grundriss 1x1 große Basis enthielt. Nur 70cm hinter der Tür war eine Schranke vorhanden, die wohl verhindern sollte, daß man das Kultbild berührte. Das Gebäude war aus den üblichen weißgelben Mergelkalkquadern gebaut, hatte aber vor dem Gebäude Bodenplatten aus grauem Sandstein. Diese trugen wahrscheinlich eine Holzschwelle und zwei hölzerne Stützen für ein leichtes, kleines Vordach oder einen Zaun. Es ist schwer ihn einer Bauzeit zuzuordnen, aber nach den gefundenen Resten, dürfte er knapp nach dem Heraion gebaut worden sein.
Vor dem Haus C stand ein Altar, dessen Zuordnung auch nicht sicher ist, von dem aber vermutet wurde, daß er Herakles geweiht gewesen sein dürfte, der in Olympia große Verehrung erfuhr und dem, allem Anschein nach, mehrere Altäre geweiht waren. Zumindest erwähnte Pausanias einen solchen in der Nähe des Schatzhauses von Sikyon. Dieser hatte drei Bauphasen, von zuerst einem Rundaltar, später dann einem viereckigen und noch später erhielt er eine Prothysis (Podest) für die Priester an der Westseite, womit er die Bezugsachse zum Tempelchen weg, hin nach Osten änderte. Warum das geschah, ist wenig verständlich, da diese Prothysis erst nach dem Bau der Stufenmauer hinzugefügt wurde und noch genug Platz im Süden war. Andererseits erwähnt Pausanias einen Doppeltempel der Eileithyia und Sosypolis am Fuße des Kronos, neben einer Ruine eines Heiligtumes der Aphrodite Urania. Da es üblich war, daß Tempel und Altar zusammengehörten, könnte es sein, daß der von Pausanias genannter Doppeltempel der Bau C war. vielleicht wurde das Kultbild später auch entfernt und deswegen der Altar gedreht, wir wissen es nicht.
Ein weiterer Hinweis gibt vielleicht die Tatsache, daß nachträglich eine weitere Stützmauer hinter dem Schatzhaus von Sikyon gebaut, aber nicht bis hinter Naiskos-C geführt wurde. Somit wurde dieser den nachrückenden Erdmassen des Steilhanges hinter der Schatzhausterrasse überlassen, was darauf hindeutet, daß das Tempelchen zu dieser Zeit aufgegeben wurde und sein Altar danach Herakles zugesprochen wurde. Sie sehen, nichts ist sicher und es sind noch viele grundsätzliche Fragen offen.
Links das Schatzhaus von Sikyon, dann das unbekannte II und das von Syrakus. |
Nun kommen wir zu den römischen Ziffern. Das erste der größeren Schatzhäuser I gehörte der Stadt Sikyon. Pausanias gibt als Grund für dessen Bau den Sieg von Myron, Tyrann von Sikyon, beim Wagenrennen anläßlich der 33. Olympiade an. Die 33, Olympiade fand, der Überlieferung nach, 648 v.u.Z. statt, damit deckt sich diese Angabe nicht mit dem Befund. An dieser Stelle stand schon ein älteres Schatzhaus aus dem 6.Jhd. v.u.Z., war also immer noch weit jünger als die Olympiade. Wahrscheinlich wurde das Schatzhaus nicht von Myron, sondern eher vom Tyrannen Kleistenes gebaut. Ebenso kann es sein, daß die Schreine zuerst im Freien standen und später ihren Platz im Schatzhaus fanden. Wir dürfen also rätseln. Vom jüngeren Gebäude haben sich viele Bauglieder finden lassen, um sich ein recht rundes Bild des Gebäudes zu machen. Das Schatzhaus von Sikyon fiel etwas aus dem Rahmen, indem es über ein korinthisches Dach aus Marmor verfügte und auch sonst recht hochwertig konstruiert war. Der dichte Kalksandstein wurde aus dem Mutterland fertig behauen importiert und vor Ort zusammengebaut. Die Triglyphen und der Metopenfries wurden um das ganze Gebäude geführt. Im Giebeldreieck war auch ein Giebelfries vorhanden. Erbaut wurde es in der zweiten Hälfte des 5.Jhd. v.u.Z. Es wurde im 5.Jhd. von den Christen abgetragen, womit der Bau gute 1000 Jahre stand. Im Gebäude standen zwei große Schreine (Thalamoi), die 13 Tonnen wogen und deren Fundament in der Tiefe die Hälfte des Innenraumes ausfüllte. Das Gebäude ist ein Nachfolger eines älteren Schatzhauses, das aber von einem Erdbeben zerstört wurde. Der Vorgänger hatte noch ein Tondach und verfügte über Akrotere in Hörnerform, ein sogenanntes Hörnerdach, obwohl die Akrotere eher eine Abstraktion von Blüten darstellten.
Dann folgt Bau II, der ursprünglich Syrakus zugesprochen wurde, was aber nach neuesten Forschungen wieder verworfen wurde. Es harrt inzwischen noch einer Zuordnung. Dieser verfügte über ein korinthisches Tondach, mit einer Firstpalmette. Die Funde sind von spärlicher Qualität, wahrscheinlich wurde er schon recht früh wieder abgetragen womit, in der Reihenfolge der Aufzählung des Pausanias, das Fehlen dieses Gebäudes berücksichtigt werden muß. Das Gebäude wurde in eine Baulücke gebaut, ist also jünger als seine Nachbarn. Trotzdem wurde das Triglyphenfries rundherum gezogen. Die Nagelköpfe der Nagelplatten an den Längsseiten wurden allerdings ausgelassen, weil man wohl meinte, daß man diese sowieso nicht sehen konnte.
Details des Schatzhauses von Sikyon links und rechts das unbekannte Schatzhaus II |
Detailaufnahme des Dachrandes vom Schatzhaus von Syrakus. Man beachte die verschiedenen Muster an Seiten- und Front-Geison, wie auch die Wasserspeier! Links sieht man noch das Muster und das Sima-Profil des unbekannten Schatzhauses. |
Haus III wurde lange Zeit Epidamnos zugesprochen, gehörte aber anscheinend zu Syrakus. Nur wenige Reste haben sich finden lassen, die diesem Bau zugeordnet werden können. Es stammte wahrscheinlich aus dem Anfang des 5.Jhd. v.u.Z. und wurde laut Pausanias dem Sieg Gelons von Syrakus über die Karthager, 485 v.u.Z. geweiht. Dieses Gebäude verfügte über ein westgriechisches Tondach, mit umlaufender Sima und Geisonplatten. Die Geisonplatten hatten auf jeder Gebäudeseite ein anderes Muster. Entwässert wurde das Dach über Röhrenwasserspeier mit Tropfscheibe. Ansonsten kann kaum etwas über dieses Gebäude gesagt werden. Gelon von Syrakus erbeutete bei der Schlacht von Himera drei wertvolle Brustpanzer, die er dem Schatzhaus stiftete. In diesem Schatzhaus wurde auch eine wertvolle Zeus-Statue aufbewahrt, von der Pausanias erzählt.
Das Schatzhaus von Epidamnos rutschte ein Haus weiter und dieses wird dem Haus IV zugesprochen. Dieses verfügte über ein korinthisches Tondach mit Palmettenantefixe, Firstpalmette und Eckakrotere. Das Gebäude wurde gegen Ende des 6.Jhd. gebaut. Vom Gebälk war leider nichts zu finden gewesen, weswegen wir über sein Aussehen, außer vom Dach, nur vermuten können. Es scheint aber, daß die Stufen das Haus umliefen und nicht nur an der Front vorhanden waren, wie bei den anderen Schatzhäusern auf der Terrasse. Man weiß aus der Beschreibung von Pausanias nur, daß das Weihegeschenk vielfigürlich war und aus Zedernholz bestand und eine Situation des Herakles bei den Hesperiden darstellte. Die Figurengruppe bestand aus einem Himmelsgewölbe mit Atlas, einem Baum mit Äpfeln und einer Schlange, sowie mit Herakles selbst und die Hesperiden.
Haus V gehörte mit 9,60m Breite zu den größeren Schatzhäusern und fällt auch durch seine Schlichtheit aus dem Rahmen. Es gehörte auch zu den ältesten Schatzhäuser in Olympia. Es wurde ursprünglich, nach der Beschreibung von Pausanias, Sybaris zugesprochen. Inzwischen neigt man dazu es Byzanz zuzuschreiben, der Tochterstadt von Megara. Heute ist nur eine Feldsteinschicht des Fundamentes übrig, vom nördlichen Teil nicht mal das. Bauglieder lassen sich ihm keine mehr zuweisen, außer einigen Dachfragmenten. Die Fundamente waren an der Front zu schmal, um Säulen an der Front zu tragen. Somit war das Gebäude nicht vom Typ eines Antentempels, sondern hatte nur eine schlichte Eingangsfront mit Tür. Das Gebäude dürfte so um 520 v.u.Z errichtet worden sein und dürfte das Ende der heiligen Stätte nicht mehr erlebt haben. Das Dach bestand aus einem korinthischen Tondach, das einen hellgelben Überzug hatte. An den Ecken der Giebelsima waren Löwenkopfwasserspeier, an den Traufkalypteren die üblichen Antefixe. Auf dem First waren ähnliche Firstpalmetten und an den Ecken Sphinxe als Eckakrotere. Da das Gebäude ein korinthisches Dach trug, könnte es durchaus auch einen umlaufenden Triglyphenfries getragen haben, was es von den anderen Schatzhäusern dieser Größe, Schatzhaus X und XII, abheben läßt.
Östliche Schatzhausterrasse mit Zahnesbasen im Vordergrund. Links sieht man noch eine Ecke des Schatzhauses von Kyrene, dann der Altar, dann das Schatzhaus von Selinunt. Das große Haus ist das Schatzhaus von Metapont, dann kommt das Schatzhaus von Megara und das von Gela, halb hinter der Echohalle. |
Haus VI hingegen gehörte ursprünglich zu einem der zwei, die Kyrene zugesprochen wurden. Heute allerdings wird dieses Sybaris zugesprochen. Mit einem Grundriss von 6,00 x 9,50 m gehört es zu den jüngeren Schatzhäusern. Ein weiterer Hinweis, daß es zu den jüngsten Häusern zählt, sind die Schwalbenschwanzklammern der Steinquader. Zu diesem Gebäude gehörte eines der sogenannten Hörnerdächer, das im Wesentlichen ein korinthisches Dach war, mit hornförmige Antefixe auf den Giebelseiten der Schrägsima. Dazu gehörte wahrscheinlich auch ein Scheibenakroter. Das Geison war ebenfalls mit Tonplatten verkleidet, das bunt angemalt war. Mehr läßt sich zu diesem Schatzhaus nicht sagen, da weitere Funde fehlen. Das Hörnerdach gibt zumindest Aufschluß darüber, daß das Gebäude um 550 v.u.Z. gebaut worden ist.
Haus VII wird heute Kyrene zugesprochen, was lange Zeit als ungewiss galt. Dieser Bau ist älter als das von Sybaris und wurde allem Anschein nach von Battos dem Glücklichen gegen Mitte des 6.Jhd. v.u.Z. gestiftet. Neben dem Fundament wurde auch hier kaum etwas gefunden, was sich auf diesen Bau zuweisen läßt, außer vielleicht Teile eines Giebelfrieses, mit der Nymphe Kyrene, die mit einem Löwen kämpft. Das Gebäude war nur etwas länger als der westliche Nachbar. Es verfügte über ein lakonisches Dach, von dem auch nur sehr wenig gefunden wurde. So kennt man zwar die Antefixe, aber leider nicht das Profil der Sima oder gar deren Bemalung.
Über das Fundament VIII streiten sich die Gelehrten. Die ersten Ausgräber erkannte in diesem Fundament einen Altar, modernere Archeologen hingegen einen Naiskos mit ursprünglich einem Hörnerdach und später einem korinthischen Tondach. Wenn es ein Naiskos war, dann ist seine Zuordnung fraglich, vermutlich könnte es zu Paestum gehört haben. Wenn es ein Altar war, dann ist seine Zuordnung noch unbestimmter, vor allem, weil das tiefere Fundament für einen Altar in Olympia ungewöhnlich ist, wenn nicht gar unwahrscheinlich.
Eine Übersicht der Schatzhäuser mit Metroon. |
Haus IX wird unzweifelhaft Selinunt zugesprochen. Von diesem Bau ist extrem wenig übrig geblieben, bzw. läßt sich kaum etwas zuweisen. Vom Fundament ist nur der Nordteil vorhanden, es läßt sich somit auch nicht eindeutig sagen, wie lang das Gebäude war. Zumindest wissen wir, daß die Steinquader mit hölzernen Schwalbenschwanzdübeln zusammengehalten wurden. Der Boden scheint nachträglich eingebracht worden zu sein und bestand aus Bodenplatten, die auf Steinrosten gelegt waren, so wie im Zeustempel. Der Boden ließ das Loch für das Fundament des Weihegeschenk frei. Auf dem Sockel stand eine kostbar gearbeitete Dionysosstatue mit Gesicht, Hände und Füße aus Elfenbein. Bezeichnend ist noch, daß die Steinquader aus einem besonders dichten Muschelkalk bestanden. Das Tondach war, wen wunderts, von sizilischer Art, mit rundum laufender Sima und einfacher Muster. Die Antefixe waren auf der Sima aufgesetzt. An den Traufen waren Röhrenwasserspeier mit bemalter Tropfscheibe. Aus den Dachfragmenten läßt sich das Gebäude auf die erste Hälfte des 5.Jhd. v.u.Z. datieren. Das Dach sieht auf jeden Fall nach einer billigen Kopie des Daches von Gela aus, was wohl darauf hinweist, daß er von örtlichen Handwerkern nach Anweisung ausgeführt wurde. Eine Zeit lang wurde auch vermutet, daß es zum Dach der Gelaer Vorhalle gehörte, was aber inzwischen ausgeschloßen wird.
Das Schatzhaus von Metapont gehört zu den drei großen, älteren Schatzhäusern. Er war 9,47m breit und 13,95m lang und verfügte über 50cm dicke Mauern. Das Gebäude dürfte aus dem ersten Viertel des 6.Jhd. v.u.Z. stammen und könnte leicht größer als das von Byzanz gewesen sein. Auffällig ist, daß trotz der Größe, keine Hinweise auf Stützen zu finden sind, was darauf hinweist, daß die Decke über die ganze Breite trug. Jedenfalls war dieser Bau ein einfacher Naiskos mit einer Tür an der Giebelseite im Süden. Das Haus verfügte über ein sizilisches Tondach mit umlaufender Sima und einfachen Röhrenwasserspeier. Die Färbung war lediglich schwarz und rot auf hellem Untergrund. Ebenfalls vorhanden war ein umlaufender Geison mit aufgebrachter, profilierter Tontafelabdeckung, die ebenfalls bemalt war. Ansonsten war das Gebäude recht schlicht. Das Schatzhaus beherbergte eine große Statue eines Endymion.
Das Schatzhaus von Megara. Man sieht den fehlenden Schmuck an den Seiten. |
Haus XI wird hingegen Megara zugeordnet, das laut Pausanias dem Sieg Megaras über Korinth geweiht war. Wann diese Auseinandersetzung statt fand, wissen wir leider nicht, aber durch das Gebäude können wir einen ungefähren Zeitrahmen angeben der, nach Sichtung des Befundes, im letzten Viertel des 6. Jhd. v.u.Z. anzusetzen ist. Von diesem Gebäude haben sich einige Bauglieder finden lassen und das Fundament bietet auch genug Anhaltspunkte, damit das Aussehen nahezu vollständig rekonstruiert werden kann, was man über die meisten anderen nicht sagen kann. Das Gebäude wurde in eine Baulücke gestellt. Wir wissen ja, daß die zwei daneben stehende Gebäude zu den älteren gehören (siehe dort!). Es war 6,20m breit und 13,20m lang. Der Bau war in guter Qualität verarbeitet, die Steinquader waren als einzige auf der Schatzhausterrasse mit H-Klammern verbunden. Die Säulenhöhe betrug 3,50m, die des Architraves 1,20m. Damit hatte das Gebäude die gleichen Proportionen, wie der Zeustempel. Der Triglyphenfries wurde nur an der Frontseite ausgebildet. Die engen Verhältnisse konnten zumindest nicht unbedingt dafür ausschlaggebend gewesen sein, da er doch etwas mehr Platz hatte als andere. Im Giebeldreieck war ein Relief, das eine Gigantomachie zum Thema hatte. Interessant sind noch die Säulen, die nur an der Frontseite kaneliert waren, auf der Rückseite hingegen im Zwanzigeck facetiert. Das Dach war mit einem korinthischen Tondach gedeckt, was für seine Entstehungszeit nicht unüblich war. An den Traufecken waren Löwenkopfwasserspeier, darüber Eckakrotere und über der Firstsima eine Palmette als Firstakroter. Das Schatzhaus beherbergte ein vielfigürliches Weihegeschenk, daß eine Episode des Herakles darstellte und aus Zedernholz bestand. Es stellte Herakles im Kampf mit Achebos dar und beinhaltete auch Ares und Athena.
Das Schatzhaus von Gela vom Stadionwall aus gesehen. |
Das letzte Schatzhaus ist das Gebäude XII, das Gela zugesprochen wird. Dieses gehörte zu den drei älteren Schatzhäusern der östlichen Schatzhausterrasse, war aber unter ihnen das jüngste, dafür aber auch das größte. Gebaut wurde es rund 510 v.u.Z. und stand nahezu unbeschädigt runde 850 Jahre, als es schließlich in spätrömischer Zeit abgerissen wurde und sein Material in einer Festungsmauer verbaut wurde. Es erfuhr auch kaum Beschädigungen durch Naturkatastrophen. Lediglich der Dachstuhl wurde irgendwann ausgetauscht, wobei es dann mit dem ursprünglichen Dach wieder eingedeckt wurde. Es war ursprünglich ein einfacher Naiskos der, entgegen der anderen Häuser, die Firstrichtung Ost-West hatte. Das Dach war mit sizilischen Tonziegeln gedeckt, mit runden Firstziegel, die bunte Firstpalmetten trugen. Die Firstziegel waren schwarz mit weißen und roten Streifen bzw. Ringe. Die Sima war mit fast 30cm recht hoch und ging rundherum. Der Geison trug Geisonplatten die, wie die Sima, reich bemalt waren. Die Geisonsteine wurden speziell für die Aufnahme der tonernen Geisonplatten vorbereitet. In jedem Simablock waren zwei Röhrenwasserspeier eingesetzt, die in den Ton der Sima eingeknetet waren. Die Bemalung wurde nur mit den Farben, weiß, schwarz und rot durchgeführt. Die Muster waren vorgeritzt und die Rundungen wurden mit einem Zirkel durchgeführt. Selbst der Pinsel wurde mit einem Zirkel geführt. Die Muster der Giebelsima und der Traufsima sind leicht unterschiedlich ausgeführt worden.
Das Schatzhaus wurde, allem Anschein nach, rund um den Sockel für das Weihegeschenk gebaut. Leider wissen wir nicht wie dieses aussah, da auch Pausanias diesen nicht mehr sah, obwohl das Schatzhaus noch stand. Es wurde wohl irgendwann zwischenduch beseitigt und durch anderes ersetzt. Der Sockel zu diesem Weihegeschenk war immerhin 8,65m x 4,81m groß, scheint also ein imposantes Werk gewesen zu sein. Der Raum dürfte gute 9m hoch gewesen sein. Das Gebäude war hingegen 10,98m x 13,18m groß. Das genaue Aussehen wissen wir nicht mehr, außer dem Dach. Es dürfte aber ansonsten recht einfach ausgesehen haben, ohne Triglyphenfries, zumindest dürfte die Geisonunterseite dies unwahrscheinlich machen. Ob das Haus ursprünglich an einer der Giebelseiten seinen Eingang hatte, wissen wir leider auch nicht. Die Fundamente geben keinen Aufschluß darüber. Später, wahrscheinlich zu Anfang des 5. Jhd. v.u.Z., wurde ein Vorbau hinzugefügt, mit dorischen Säulen und korinthischem Dach. Das Dach war ungewöhnlich flach, um mit vernünftiger Säulenhöhe noch unter das Dach des Hauptgebäudes zu passen. Es bestand aus sechs Frontsäulen und zweieinhalb Seitensäulen. Als östlichstes Schatzhaus ragte es schon in den Wall des Stadion hinein.
Der Dachrand von Gela aus der Nähe betrachtet. Beachtenswert die verschiedenen Muster an Giebel- und Traufsima. Auch zu sehen die Wasserspeier mit farbiger Tropfscheibe. |
Text und Bilder: Copyright by Alice Fedrizzi, webmaster@alices-world.de
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