Ansicht von Nord-Ost. Wir sind dien südlichen Eingang Richtung Norden gegangen und blicken nach links. Die Statuen sind nur Platzhalter, denn heute weiß keiner mehr wie sie alle aussahen. Diese waren auch nahezu alle bunt bemalt. Anonsten war der Bereich auch voll von Weihegeschenke, wie auch Töpferware mit Opfern aller Art. Die zwei Griechen im Modell geben eine gute Vorstellung der Dimensionen. Giebelfries und Giebelfigur werde ich noch in 3D modellieren, wenn ich die Zeit finde. |
Der Zeustempel zu Olympia gehört zweifellos zu den Höhepunkten der dorischen Tempelarchitektur. In diesem Tempel erfährt die dorische Ordnung ihre Vollendung. Der Bau wurde 470 vor unserer Zeitrechnung begonnen und 456 beendet. Der Architekt war Libon aus Elis. Außer dem Namen wissen wir leider nichts weiteres über diesen Architekten, er zeigt aber mit diesem Bau, daß er zu den großen seiner Zeit gehörte. Westlich des Altars konnte der Tempel, aus Platzgründen nicht gebaut werden. Der einzig große Platz war nur im Süden der Altis übrig geblieben, soweit heute bekannt. Unter den Tempelresten wurde bislang nicht gegraben, man weiß also nicht, ob an dieser Stelle schon mal ein Tempel stand, vielleicht sogar ein Vorgängerbau. Ein solch erhabener Bau wirkte am besten, wenn er auf einer Anhöhe stand. Eine solche bot sich innerhalb der Altis aber nicht. So wurde der Unterbau 1,50m in den Boden eingegraben, die dann noch 1,50 über dem Boden heraus schauen. Der nach süden offene Teil wurde angeschüttet, womit der Tempel seine prominente Position und Wirkung bekam.
Das Material des Tempels ist der in der Gegend übliche grobporige Muschelkalk, der mit bemerkenswerter Exaktheit gearbeitet wurde. Das Stylobat hatte eine Größe von 27,68m x 64,12m. Die drei Stufen hatten eine Höhe von über 50 cm, waren somit nicht zum menschlichen Besteigen geeignet. Diese waren den Göttern vorbehalten. Menschen betraten den Tempel über eine Rampe im Osten. An den Fronten verfügte das Stylobat über eine leichte Kurvatur, zum Ausgleich der Perspektive. Die sechs Frontsäulen und 13 Seitensäulen (Ecksäulen werden immer auf beiden Seiten mitgerechnet) waren runde 10,53 m hoch und hatten einen Abstand von runde 5,20 m zueinander. An den Ecken rückten sie auf 4,78m an den Frontseiten und 4,74m an den Längsseiten näher, ein Umstand des dorischen Eckkonfliktes. Die Säulen waren an der Basis 2,25m im Durchmesser und verjüngten sich auf 1,78m an der Front und von 2,23 auf 1,68 an den Seiten. Diese Säulen trugen Balken von über 5m Länge, 1,70m Höhe und 2m Breite. Wegen der Größe, mußten sie an der Breite in drei gleichgroße Teile geteilt werden. Insgesamt war der Bau an den Längsseiten 16,23m und an den Giebelseiten, ohne Akroter, 20m hoch.
Die Wände und die Säulen wurden mit einem feinen Stuck überzogen, sodaß der Tempel ein weißes Äußeres erhielt. Die Metopen waren glatt und trugen keine Reliefs. Erst Mummius hat später Schilde aufhängen lassen. Die Farbgebung war sehr dezent. Die Triglyphen waren dunkel, der Tympanon war im üblichen blau, die Taenia, ebenfalls wie üblich, rot. Die Sima wurde mit einem Rankenmuster aus blau und rot bemalt. Die Wände waren nur weiß verputzt.
In den Giebeln waren schöne Giebelfiguren eingesetzt. Diese waren reich bemalt und stellten im Osten die Situation kurz vor dem Wagenrennen des Pelops und Oinomaos dar. Die Traufen wurden mit Löwenwasserspeier aus parischem Marmor verziert. Das korintische Dach bestand aus Marmor. Der Firstakroter war eine geflügelte Nike, die Eckakroter hingegen kultische Dreifußkessel.
Rund 20 Jahre nach der Fertigstellung, bekam Phidias, der sowieso aus Athen flüchten mußte, den Auftrag für das Götterbild im innern des Tempels. Wegen der riesigen Ausmaße der Zeusstatue, wurde im Westen eigens eine Werkstatt gebaut. In dieser wurde die Zeustatue gefertigt und aufgebaut, bevor sie in Einzelteile dann in den Tempel gebracht und dort wieder aufgebaut wurde. Über das Aussehen der Zeusstatue gibt es keinerlei Bilder oder Miniaturen, lediglich die Beschreibung von Pausanias. In der Werkstatt wurden noch einige Fragmente der Negative für die Formen der Statue gefunden, die einen Hinweis der Muster auf der Kleidung des Zeus geben (mehr aber leider auch nicht).
Ansicht vom Süd-Eingang aus. Auf den großen Sockeln standen allerlei Statuen, teils auch in Anathemen arrangiert. Die wichtigsten hat Pausanias beschrieben, aber die meisten bleiben unbekannt. Man bekam aus nahezu keiner Richtung einen ungetrübten Blick auf den Tempel, da der ganze Platz mit großen Statuen und Weihegeschenken übersäht war. Es fehlt noch der hohe Pfeiler mit der Nike des Paionios. Auf den großen Sockeln habe ich Pferdegespanne gestellt, aber es können auch sonstige Anatheme darauf gesetzt gewesen sein. |
Der Innenraum des Zeustempels bestand aus zwei zweistöckige Säulenreihen, wodurch die Cella dreischiffig aufgeteilt wurde. Die Zeusstatue thronte im hinteren Drittel und reichte bis unter die Decke. Die Bodenfläche vor der Statue war mit dunklem Marmor belegt, die von weißem Marmor umfaßt war. Ab der zweiten Säule war der restliche Bereich durch eine bemalte Barriere abgesperrt. Man konnte also nicht bis an die Zeusstatue herantreten. Diese Zeusstatue gehörte zu den sieben Weltwunder der Antike. Viele Besucher kamen nur um diese Statue zu sehen. Die Statue bestand aus Holz und war mit Elfenbein und Gold belegt. Nach Auflösung des Heiligtums, durch ein Edikt von Kaiser Theodosios im vierten Jahrhundert nuZ., wurde das Bildnis nach Konstantinopel verbracht wo es später bei einem Brand vernichtet wurde. Der Tempel stand runde 800 Jahre, in denen es turbulente Zeiten erlebte und öfters ausgebessert und repariert werden mußte. Die erste größerere Reparatur fand nicht mal 100 Jahre nach seiner Fertigstellung statt, nachdem das Erdbeben von 374 vuZ. einige Beschädigungen verursachte. Nach Auflösung der heiligen Stätte durch das Edikt von Theodosios im vierten Jahrhundert nuZ., verfiel das Gebäude langsam, wobei so langsam das Dach einstürzte und die Holzdecke verfiel. Das Gebäude ließ man aber stehen. Nach dem großen Erdbeben vom 6.Jhd. nuZ. sackte das Gebäude endgültig zusammen.
Ungewöhnlich für einen griechischen Tempel ist, daß der Altar nicht in der Achse des Tempels aufgestellt wurde. Das hat damit zu tun, weil der Altar weit älter war, als der Tempel. Somit befindet sich der Altar weit abgelegen auf dem Gelände. Der Altar war allerdings kein Altar der üblichen Art, sondern ein Aschealtar. Dieser bestand nur aus Asche und hatte keinen Unterbau. Irgendwann wurde an einem Platz damit begonnen Tiere zu opfern. Die Asche wurde allerdings nicht weggeräumt, sie blieb liegen und vermischte sich mit der Zeit mit dem Regen und wurde zu einer festen Masse. Diese Tradition wurde bis zuletzt beibehalten. Im Laufe der Zeit wurde damit begonnen die Asche aller Altäre einmal im Jahr, in einer kleinen Feier, zum Zeusaltar zu bringen, dort wurde diese mit mit Alpheios-Wasser vermischt und auf dem Altar verteilt, auch um diesen mit der festen Masse zu stabiliseren. Die genaue Form des Altar ist natürlich heute nicht mehr bekannt, wir können uns nur auf eine Beschreibung von Pausanias verlassen. Er war zumindest kegelförmig und zuletzt einige Meter hoch. Nach der Auflösung der Heiligtümer durch die Christen, wurde der Altar, als Zentrum des Unglaubens und Frefels, restlos beseitigt. In anderen Heiligtümern mit Aschealtar war es üblich, diesen in einer kleinen Ringmauer aufzuhäufen. Solche hat sich in Olympia anscheinend nicht finden lassen.
Alle vier Jahre wurden zu den großen festlichen Veranstaltungen, zu denen auch die Wettkämpfe gehörten, die heute als olympische Spiele bekannt sind, 100 Ochsen auf dem Zeusaltar geopfert. Die Tiere wurden allerdings nicht komplett verbrannt. Die Ochsen wurden fachmännisch an Ort und Stelle geschlachtet und nur die Hinterläufe wurden dem Zeus geopfert, der Rest wurde unter der Festbevölkerung verteilt. Am Abend gab es dann ein großes Fest, was man heute wohl als großes Barbeque oder Grillfest bezeichnen könnte.
Detailansicht des Gebälks und der Traufe mit den Löwenkopfwasserspeier. |
Text und Bilder: Copyright by Alice Fedrizzi, webmaster@alices-world.de
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