Wir sehen die antiken Stätten heute nur noch als Ruinen in einer anderen Umgebung, anders als sie der antike Besucher, der nicht Ruinen sah, sondern die Gebäude, so wie sie früher waren. Die Ruinen sind heute auch teils erheblich verwittert und geben dem Laien kaum einen Anhaltspunkt wie sie früher einmal aussahen. Desweiteren ist unser Blick für antike Gebäude und Kunst auch ziemlich durch die Romantik verklärt und entspricht nicht mehr der neuesten Forschung. Wir sehen griechische Tempel in unserer Phantasie als schneeweiße Marmorgebäude, ebenso die griechische Plastik. In Wirklichkeit bestanden die griechischen Tempel aus dem örtlichen Muschelkalk, der mal mehr oder weniger grobporig sein konnte und auch eher über eine gelbliche bis ockersandige Färbung verfügt. Wegen der grobporigen Steine mußte man die Tempel verputzen, damit sie entsprechend nach was aussahen. Vielerorts läßt sich der Putz auch heute noch an den Ruinen sehen. An prominenten Stellen wurde ein sehr feiner Putz verwendet, wie z.B. an den Säulen und am Gebälk, an anderen Stellen wiederum ein etwas gröberer. Hinzu kommt noch, daß die Tempel nicht schneeweiß wie Marmor, zumindest die meisten nicht, sondern auch recht bunt bemalt waren oder sie hatten die Farbe des örtlichen Steins. Heute lassen sich nur Spuren der Farben finden, weswegen der Besucher alter Stätten kaum eine Vorstellung der ursprünglichen Farbigkeit bekommt. Überdies ist die Farbgebung der Antike noch ein recht dürftiges Forschungsfeld das, nach einer Pause seit Anfang des 20.Jhd., erst jetzt wieder so richtig in die Gänge kommt. Was die Farbgebung griechischer Gebäude angeht, liegt noch vieles im Ungewissen, aber es eröffnen sich ständig neue Perspektiven, die man vor kurzem noch nicht kannte.
Ich versuche nun einen völlig anderen Ansatz, diese Stätten dem interessierten Betrachter näher zu bringen. Sie bekommen von mir keine Ruinen zu sehen, sondern nur Bilder fertiger Gebäude. Meine Visualisierung versucht das alte Olympia einigermaßen so darzustellen, wie es der antike Besucher vielleicht auch zu sehen bekam. Ich versuche einen Eindruck zu vermitteln, wie das Ambiente in solch einem Heiligtum war, so gut es eben mit den vorhandenen Mitteln geht. Natürlich kann nie eine wirklich authentische Rekonstruktion gemacht werden, weil noch viel zu viele Details fehlen. Teils kennt man nur die Maße der Fundamente und muß sich den Rest, was darüber stand, aus den Erfahrungen und dem Wissen ähnlicher Gebäude rekonstruieren. Ein wirkliches Abbild ist das dann nicht, schon eher eine Möglichkeit, was gewesen hätte sein können. Ihre Phantasie bleibt also weiterhin gefordert. Wahrscheinlich sind auch noch nicht alle Gebäude in Olympia ausgegraben. Einige Areale des Geländes sind noch völlig unerforscht. Desweiteren sind sich auch die Forscher über einige Details noch uneins. Allein deswegen kann die Darstellung auch nicht vollständig oder gar in allen Punkten korrekt sein. Dem Kundigen mag die eine oder andere Darstellung nicht gefallen, aber es ist meine Interpretation der oft unvollständig vorhandenen Daten. Für Hinweise und Anregungen bin ich jederzeit offen und auch dankbar.
Blick auf den Pelopion-Eingang. |
Das Aussehen einer solchen Anlage hat sich natürlich im Laufe der Zeit ständig verändert. Die Darstellung der Visualisierung entspricht dem Zustand gegen Anfang/Mitte des Hellenismus, also noch vor der römischen Zeit, die einige erhebliche bauliche Veränderungen mit sich brachte. Der Detailierungsgrad der Gebäude richtet sich nachdem was dargestellt werden kann. Von einigen Gebäuden ist mehr bekannt, von anderen hingegen weniger. Je nach Kenntnisstand werde ich die Ansichten dann auch verändern und ergänzen. Es bleibt also nicht alles festgeklopft und ab und zu reinschauen lohnt sich. Vor allem was die Farbgebung angeht ist noch einiges offen und wird je nach Kenntnisstand ergänzt. Ebenso sind noch nicht alle Gebäude fertig. Diese werden mit der Zeit ergänzt. Die Altis, der heilige Bezirk, also der Kern der Anlage, ist zumindest komplett. Die Gebäude rundherum werden mit der Zeit ergänzt. Bitte haben Sie noch etwas Geduld, bis die Führung auch auf das Gelände außerhalb der Altis ausgedehnt werden kann. Ebenso verändern sich die Ansichten mit weiteren Updates und Verfeinerung meiner Rendersoftware, wie auch Erweiterung meiner Kenntnisse in der Visualisierung.
Sie werden sich fragen, warum ich mir gerade Olympia für dieses Visualisierungsprojekt ausgesucht habe, wo doch die Akropolis um soooo viel schöner ist? Weil eben diese Akropolis (zu Athen) so vielfach durchgenudelt wurde, daß dies doch wieder langweilig wäre. Die Athener Akropolis fehlt in nahezu keiner populärwissenschaftlichen Publikation zur Geschichte von Griechenland. Olympia kennt die breite Öffentlichkeit nur als Ursprung der olympischen Spiele, das Heilligtum als solches ist hingegen relativ unbekannt und wird oft nur am Rande erwähnt.
Ich verzichte auf Zitate, da alles aus eigener Feder bzw. Tastendruck entstanden ist. Ebenso verzichte ich auf Quellenhinweise, da dies keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein möglichst leicht zu lesendes aber trotzdem fachlich fundiertes Werk sein soll. Für jeden, der nähere Details dazu wissen will, kann ich die Literaturhinweise empfehlen, aus denen die Aussagen in meinem Werk ebenfalls erschloßen werden können.
Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß auf ihrer Tour durch das alte Olympia.
Ausgrabungsberichte von Olympia, verschiedene Autoren (1936 bis 2002), derzeit 12 Bände
Olympia und seine Bauten, Mallwitz (1971)
Die Tondächer von Olympia, Heiden (1995)
Griechische Tempel und Heiligtümer, Gruben (2001)
Architektur der Griechen, Knell (1988)
Olympia, Kult, Sport und Feste in der Antike, Sinn (1996, 2002)
Das antike Olympia, Sinn (2004)
Die Mythologie der Griechen, Die Götter- und Menschheitsgeschichten, Kerényi (1966)
Griechische Mythologie, Quellen und Deutung, von Ranke-Graves (1955-2003)
Text und Bilder: Copyright by Alice Fedrizzi, webmaster@alices-world.de
Die Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung erlaubt.